Doppelstrategie

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Der Mai hat in Norddeutschland ziemlich viel Regen gebracht. Beste Voraussetzungen für die vielen Farnarten, von denen die meisten bevorzugt an feuchten und schattigen Standorten wachsen. Auch ich habe einige Exemplare in meinem Garten stehen und war freudig überrascht, wie groß sie in diesem Frühling geworden sind…

Farne gehören wie die Moose und Flechten zu den Sporenpflanzen. Als einer der ältesten Pflanzenarten haben sie eine erstaunliche Vermehrungsstrategie, den sogenannten Generationswechsel. Es wechselt sich jeweils die ungeschlechtliche Sporengeneration mit der geschlechtlichen Keimzellengeneration ab.

Farne vermehren sich nicht durch Samen wie bei der klassischen Bestäubung. Stattdessen beherbergen zahlreiche Sporenkapseln (Sporangien), die auf der Unterseite der Farnwedel sitzen, Tausende von ungeschlechtlichen Sporen. Bei Trockenheit platzen die Sporangien auf und verbreiten ihren Inhalt mit dem Wind. Diese vegetative Vermehrung ist eine effektive Strategie, um unabhängig von Geschlechtspartnern eine möglichst hohe Nachkommenanzahl zu produzieren. Der Nachteil ist, alle Individuen sind identisch mit der Mutterpflanze.

In der nun folgenden Generation kommt die geschlechtliche Fortpflanzung ins Spiel. Sie trägt zum Erhalt der genetischen Vielfalt bei. Unter günstigen Bedingungen entwickelt sich die Spore zu einem kleinen, grünen Vorkeim (Prothallium) mit männlichen und weiblichen Geschlechsorganen. Die Befruchtung ist erst bei genügend Nässe erfolgreich, denn die männlichen Zellen müssen zu den Eizellen schwimmen. Dies erklärt, warum Farne zumeist feuchte Standorte lieben. Aus der befruchteten Eizelle entsteht ein kleiner Farn und das Prothallium stirbt ab. Eine neue Sporengeneration ist entstanden.

Mit ihrer altbewährten Doppelstrategie sind Farne erstaunliche Pflanzen und ihre aufgerollten Wedel immer wieder ein Hingucker

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