
Hannover/Eilenriede: Herbst und Pilze. Das gehörte für mich schon als Kind einfach zusammen. Nach dem Regen in den Wald gehen, den würzigen Duft einatmen und mit allen Sinnen auf Entdeckungsreise gehen. Das macht einfach riesigen Spaß. Jedes Jahr aufs Neue faszinieren mich die unterschiedlichen Fruchtkörper der zahlreichen Pilzarten, die im Stadtwald vorkommen. Sie richtig zu bestimmen ist oft gar nicht so einfach. Diesem hier habe ich mal genauer unter den Hut geschaut. Ist das ein Lungenseitling? …

Eine einfache Internetsuche über das Bild ist für mich meist die erste Wahl. Die Ergebnisse sind jedoch nicht immer eindeutig und erfordern detailliertere Informationen. Ist das jetzt ein Lungenseitling, ein Austernseitling oder gar ein Engelsflügel? Pilze wachsen oft sehr individuell in Form und Färbung. Und den Pilz nur vom Stamm zu reißen, um ihn genauer zu untersuchen, kam für mich nicht in Frage. Also recherchierte ich weiter.
Sowohl der Lungenseitling (Pleurotus pulmonarius) als auch der Austernseitling (Pleurotus ostreatus) kommen in der Eilenriede vor. Gemeinsam ist beiden, dass sie geschwächte oder abgestorbene Laubbäume bevorzugen. Sie sind charakteristische Schwächeparasiten und zugleich Folgezersetzer, so genannte Saprobionten.
Doch der Austernseitling benötigt zur Fruchtkörperausbildung Frost. Während er erst ab November erscheint, findet man den Lungenseitling dagegen bereits in den Sommermonaten. Er wird deshalb auch Sommer-Austernpilz genannt. Da mein Pilzfund von Oktober ist und es noch keinen Frost gab, scheidet der Austernseitling schon mal aus.

Bleibt noch der Engelsflügel (Pleurocybella porrigens) oder weniger poetisch der Ohrförmige Seitling. Sieht meinem entdeckten Pilz eigentlich am ähnlichsten. Eine Verwechslung mit den essbaren Austern- und Lungenseitlingen wäre in einer Pilzpfanne allerdings fatal. Denn der Name Engelsflügel könnte auch darauf anspielen, dass man bei Verzehr die Erde schneller verlässt, als einem lieb ist. 😉 Pleurocybella porrigens ist ein tödlich giftiger Pilz!
Aber: Er wächst nur auf Nadelbäumen und in höheren Lagen. In der Norddeutschen Tiefebene kommt er nicht vor. Er scheidet also ebenfalls aus. Genauso wie der in Nordamerika beheimatete Pleurotus populinus, der Espenseitling. Auch er kam bildlich in die nähere Auswahl.
Weltweit gibt es übrigens etwa 30 Pleurotus-Arten, darunter zahlreiche Variationen, wie z.B. die schmackhaften aus dem Lebensmittelhandel. Das macht die Pilzbestimmung ziemlich herausfordernd. Nur beim Einkaufen kann man sich dagegen mit der Art wohl ziemlich sicher sein. 😊
Was meint Ihr, könnte ich mit dem Lungenseitling richtig liegen? Und wie geht Ihr bei der Pilzbestimmung vor?
Images and Text © Simone Foedrowitz (F O T O H A B I T A T E). All Rights Reserved.
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If in doubt leave well alone.
I have no knowledge of wild fungi so just enjoy seeing them. For dinner I go to the store.
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As a child, I used to collect all kinds of mushrooms with my parents. But I wouldn’t dare to do that today without professional help. I’ve forgotten too much. That’s a great pity. I wish I knew a lot more species. The diversity of mushrooms is simply amazing!
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Herzlichen Dank für all die Infos. Als nicht-Kenner der Pilze lassen wir sie lieber, wo sie sind.
Mit herzlichen Grüßen vom Meer
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
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So geht es mir auch. 😊
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Lovely photos of these fragile fungi. I had no idea that fungi could survive frost, that was a new idea for me. I must confess, I know very little about them, and prefer to simply admire their forms and colors.
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The variety of mushrooms is truly sensational. I wish I knew many more species. It’s a universe in itself.
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Liebe Simone, Pilze sicher zu bestimmen ist wirklich sehr schwierig. Für die Pfanne sollte man ersmal mit den Röhrenpilzen beginnen, unter denen gibt es zwar fies bitte Exemplare, aber keiner ist tödlich giftig. Dann kann man die Pilzkenntnisse erweitern, indem man zum Beispiel an Exkursionen teilnimmt. Wir sammeln schon seit 50 Jahren Pilze. Wenige für die Pfanne, die meisten für das Fotoarchiv, sicher ist sicher. Anhand von Bildern lassen sich Pilze schlecht sicher bestimmen, diese Deine auch nicht. Momentan fotografiere ich selten Pilze, der Rücken zwisckt und die meisten stehen so tief auf dem Erdboden. Baumpilze sind da allerdings immer gut zu fotografieren 😉
LIebe Grüße
Maren
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Ja, liebe Maren. Professionelle Begleitung und Anleitung ist gerade bei Pilzen nötig. Dennoch reizt es mich immer, die Bestimmung zuerst per Bild vorzunehmen. Auch zu Trainingszwecken, einfach weil ich dann genauer hinschauen und dabei auch viel lerne. So wie hier bei dem Beispiel im Post.
Es gibt auch eine App, die ich demnächst mal probieren möchte, entwickelt von der Uni. Du musst hier zuerst bestimmte Merkmale eingeben, bevor es mir der Bestimmung losgeht.
Fürs Essen sammle ich eh schon lange nicht mehr, sondern freu mich einfach über jeden Fund. 😊
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Wenn die Pilze nicht ganz besondere Merkmale haben, komme ich meist nicht weit mit der Bestimmung. Ich finde sowieso meistens nur die, die auf Totholz vorkommen 😉 Schöne Aufnahmen! Ich liebe ja diese Lamellen 🙂 Liebe Grüße!
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Geht mir ähnlich. Früher hatte ich auch ein besseres Auge für die Standorte. Ich denke, das kann man trainieren ebenso wie die Bestimmungen der Arten. Lamellenstrukturen sind wirklich wunderschön! VG zurück
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